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Worte, die ins Herz treffen

Die Predigten und Reden des heiligen Pfarrer von Ars beleben den Glauben im 21. Jahrhundert.
Glasfenster in der Kirche Sacre Coeur in Saint Ouen.
Foto: KNA | Glasfenster in der Kirche Sacre Coeur in Saint Ouen.

Der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann hat einmal dafür plädiert, dass auch Laien in der heiligen Messe predigen dürfen sollen. Davon verspricht er sich nicht nur eine spirituelle Bereicherung, sondern auch eine Entlastung für Pfarrer.

Manchmal lohnt es sich, in die Kirchengeschichte und auf das Leben der Heiligen zu blicken, um zu sehen, wie ähnliche Probleme in früheren Zeiten bewältigt wurden. Da war beispielsweise Jean-Marie Vianney, der heilige Pfarrer von Ars, der nach den ersten Jahren seiner Dienstzeit als Pfarrer täglich große und immer stärker anwachsende Pilgerscharen bewältigen musste, in seiner Gemeinde ein Waisenhaus gründete und leitete und täglich etwa zwölf bis vierzehn Stunden im Beichtstuhl saß. Dieser Pfarrer hat dennoch weder die Predigt noch die Predigtvorbereitung delegiert, vielmehr war die Glaubensweitergabe und Vertiefung in Predigten und Katechesen neben der persönlichen Seelenführung als Beichtvater für ihn eine Hauptaufgabe, in die er Zeit und Energie investierte. Hierzu konnte er mit Sicherheit auch zehren von einem vorher solide betriebenen Studium, einer auch weiterhin nicht vernachlässigten geistlichen Lektüre und einem intensiven Gebetsleben.

Leonz Niderberger hat nun eine Sammlung von Predigten und Katechesen des heiligen Pfarrers von Ars zusammengestellt, der eine 1913 verfasste kurze Lebensbeschreibung aus der Feder des ersten Vianney-Biografen Alfred Monnin SJ vorangestellt ist, der im Rahmen seiner Tätigkeit als Volksmissionar Jean-Marie Vianney persönlich kennenlernte. In 22 Kapiteln werden hier Zitate des heiligen Priesters thematisch geordnet. Diese Zitate erschienen erstmals 1916 unter dem Titel „Goldkörner aus den Reden und Katechesen des seligen Johannes Baptista Vianney, Pfarrer von Ars“ und wurden lediglich sprachlich überarbeitet.

Der heilige Paulus mahnt: „Seht doch auf eure Berufung, Brüder und Schwestern! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen“ (1 Korinther 1, 26f). Daher lohnt ein Blick auf die Verkündigung des heiligen Pfarrers von Ars, dessen einfache Worte bei Menschen unterschiedlicher Bildungsschichten doch oftmals ins Herz trafen. Alfred Monnin schreibt in seinem Vorwort: „Vianney war keineswegs so unwissend, wie man es des Öfteren dargestellt hat (…) Er war gewiss kein Gelehrter und kein Büchermensch, dafür aber ein genialer Praktiker.“ Die Auszüge aus seinen Predigten und Katechesen zeigen ihn uns als einen Kenner der Heiligen Schrift, der Hagiografie, aber auch der Lebenswirklichkeit und der Glaubensschwierigkeiten seiner Zeitgenossen, der in einfachen und klaren Worten und manchmal auch mit bildhaften Beispielen und Vergleichen durch seine Predigten klare Orientierung und Hilfe im Glauben bot. Immer wieder wird in seinen Worten deutlich, dass hier jemand in seinem Leben ganz auf Gottes Liebe und seine spürbare Hilfe baut. Untermauert werden seine Worte durch das Gottvertrauen, mit dem er sein Waisenhaus führte, dem er nicht zufällig den Namen „Göttliche Vorsehung“ gab. Auch hat er seine seelsorgerischen Nöte stets dem Herrn im Altarsakrament hingehalten. Es überrascht daher nicht, dass in seinen Predigten so oft die Eucharistie thematisiert wird und deren Wert herausgestellt wird.

Es hat sich gelohnt, nach mehr als hundert Jahren diese Predigttexte dem Leser wieder zugänglich zu machen. Aus der Glaubensfülle des Patrons der Priester kann man auch heute gut schöpfen – gerade, wenn andere seelsorgliche Aufgaben den Priester stark beanspruchen.

Leonz Niderberger (Hg.): Heiliger Pfarrer von Ars, Glaubensschätze aus seinen Predigten und Katechesen.
Verlag Media Maria, gebunden, 176 Seiten, ISBN 978-3-9454019-8-9, EUR 16,95

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