Die Rolle der Medien in der repräsentativen Demokratie der Bundesrepublik ist eine schwierige. Die Medien sollen einerseits in strikter Abgrenzung zur Politik ihr kritisches Wächteramt ausüben, andererseits im Verein mit der Politik die Demokratie und ihre Repräsentanten stützen. Letzterer Imperativ ist eine Hypothek der nationalsozialistischen wie kommunistischen Erfahrungen mit der deutschen Geschichte von Hitler bis Honecker. Daraus resultiert ein gefährlicher wie komplizierter Zielkonflikt, den es in Staaten wie England, Frankreich oder den USA mit ihrer ungebrochenen demokratischen Tradition in der Art nicht gibt. Dort nämlich wird die Stärke der Demokratie als selbstverständlich vorausgesetzt und empfunden.
Wächter der Demokratie
Zu Guttenberg, Christian Wulff und die Medien: Das hat weniger mit Tugendterror, zweierlei moralischem Maß oder Naivität zu tun, als vielmehr einem sich verändernden Verhältnis von Teilen des Journalismus zur politischen Klasse, die bis hinein in bürgerliche Leitmedien reicht. Die Politik merkt das nur noch nicht. Von Johannes Seibel