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Ex-Anwalt: Habe niemals bereut, Asia Bibi verteidigt zu haben

Er würde immer wieder Christen verteidigen, die der Blasphemie beschuldigt werden, so Saif-ul-Malook. Sein größter Wunsch: ein Treffen mit Papst Franziskus.
Ex-Anwalt von Asia Bibi würde Christen immer verteidigen
Foto: Boris Roessler (dpa) | "Man beschuldigt mich, dass ich ein schlechter Muslim sei, weil ich eine christliche Frau verteidigt habe, die der Blasphemie beschuldigt war", so Bibis ehemaliger Anwalt ul-Malook.

Trotz anhaltender Bedrohungen gegenüber seiner Person würde Saif-ul-Malook, der
ehemalige Verteidiger der in Pakistan der Blasphemie beschuldigten und kürzlich freigesprochenen
Katholikin Asia Bibi, immer wieder Christen verteidigen, die der Blasphemie beschuldigt
werden. Das betonte der muslimische Anwalt bei einem Treffen mit einer Delegation der päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ in der pakistanischen Stadt Lahore.

Unterstützung, unabhängig vom Glauben einer Person

„Wenn jemand meine Hilfe braucht, gebe ich meine juristische Unterstützung, egal welchem Glauben die Person angehört“, so Ul-Malook. Der Fall der Katholikin Asia Bibi hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Der Oberste Gerichtshof Pakistans hatte die Aufhebung des Todesurteils gegen die verfolgte Christin Ende Januar bestätigt. Eine Petition zur Überprüfung des Freispruchs lehnten die Richter ab. Pakistanischen Medienberichten zufolge hatte der Antragsteller keine Fehler im Urteilsspruch des Gerichts nachweisen können.

Aufgrund des Vorwurfs der Blasphemie war Asia Bibi neun Jahre lang in Pakistan inhaftiert gewesen. Anfang November vergangenen Jahres sprach der Oberste Gerichtshof Pakistans die Mutter von fünf Kindern zunächst frei. Daraufhin war es in zahlreichen Städten Pakistans zu heftigen Protesten radikaler Islamisten gekommen. Die pakistanische Regierung beugte sich dem Druck und einigte sich mit der islamistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) darauf, einen Berufungsprozess gegen Bibi zuzulassen. Kurz darauf wurde Bibi dann aber doch aus der Haft entlassen. Ihrem Anwalt zufolge hatte sie sich seitdem an einem geheimen Ort in Pakistan aufgehalten.

Ex-Anwalt sieht sich in Pakistan Todesdrohungen ausgesetzt

Der Anwalt Saif-ul-Malook hatte Pakistan nach der Aufhebung des Todesurteils gegen Asia
Bibi am 31. Oktober vergangenen Jahres verlassen. Er kehrte aber kürzlich zurück, um bei der
Berufungsanhörung gegen das Urteil anwesend zu sein. Nach seiner Rückkehr sehe er sich Bedrohungen ausgesetzt, sagte Ul-Malook. „Ich bin ein wandelnder Toter. Man beschuldigt mich, dass ich ein schlechter Muslim sei, weil ich eine christliche Frau verteidigt habe, die der Blasphemie beschuldigt war. Meine Freunde und Kollegen haben Angst, mit mir im Auto zu fahren, weil sie fürchten, dass sie zusammen mit mir getötet werden“, erklärte er gegenüber „Kirche in Not“.

Ul-Malooks größter Wunsch sei es nun, Papst Franziskus zu begegnen. Dieser hatte sich in der Vergangenheit für die Freilassung von Asia Bibi eingesetzt. Trotz der aktuellen Drohungen steht für Saif-ul-Malook fest: „Mein Leben ist zwar zerstört, aber ich habe niemals bereut, Asia Bibi verteidigt zu haben.“

DT/mlu/KiN

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