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Kommentar: Saudische Weltmission

Von Oliver Maksan

Islamisierung des Kosovo mit saudischem Geld. Wenn es stimmt, was die Bundesregierung der Linkspartei jetzt auf Anfrage geantwortet hat, dann muss das beunruhigen. Überraschend ist es nicht. Seit Jahren schon ist gerade der Balkan Ziel islamistischer Missionierungsversuche. In Bosnien gibt es ganze Dörfer, die von Wahabiten bewohnt werden, die nach den Balkankriegen nicht zurückgekehrt sind. Dem Zusammenleben in den religiös wie ethnisch hochsensiblen Gegenden dient die saudische Einflussnahme nicht.

Saudi-Arabien versteht sich als Speerspitze der internationalen Ausbreitung seines Islam. „Dawa“, Mission, ist das Stichwort. Das Königshaus hat Organisationen gegründet, die zwar nicht direkt staatlich sind, aber doch großzügig finanziell unterstützt werden, dienen sie doch den Zielen des Königreichs. Denn Mission ist Staatsräson. Schließlich ist die Wüstenmonarchie entstanden als Bündnis wahabitischer Religionsgelehrter und der Al-Saud-Familie. Mit dem Aufkommen der Petrodollars hat dieser staatstragende Wahabismus schnell die Grenzen des Wüstenkönigreichs überschritten. Seit Jahrzehnten fördern die Saudis und Qataris Moscheen, Koranschulen und Prediger in aller Welt. Hinzu kommt, dass Millionen in Saudi-Arabien arbeitender islamischer Gastarbeiter aus Ägypten, Jordanien und anderen Ländern die saudische Version des Islam in ihre Heimat zurücktragen. Ein volkstümlicher Islam wird so durch Migration radikalisiert. Besonders krass ist dies in Pakistan zu sehen, wo eine Saudisierung des Alltags schlimme Folgen hat.

Letztlich bleibt der Saudi-Führung nichts anderes übrig, als die Wahabisierung der Welt wenigstens zuzulassen. Alles andere bedrohte ihre Legitimität. Dass das Königshaus dabei den Nährboden für Geister schafft, die ihm selber gefährlich werden, ist eine andere Geschichte. Der Fanatiker Al-Utaibi, der 1979 die Große Moschee in Mekka besetzte, Osama Bin Laden oder heute der IS: Sie alle sind Gewächse des Wahabismus, sehen das Königshaus aber als Kopf der Schlange.

Oliver Maksan
Foto: DT | Oliver Maksan.
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