Bachs Matthäuspassion ist in mehrfacher Hinsicht ein vielschichtiges Werk, das Johann Wolfgang von Goethe als Musik bezeichnete, die er von fern brausen hörte und die nicht die eines Baches sei, dessen Energie durch ein enges Bett begrenzt und in eine einzige Richtung gelenkt werde, sondern vielmehr die eines Meeres mit seinen wechselnden Strömungen, grenzenlosen Ausdehnungen und unauslotbaren Tiefen. Die Matthäuspassion lässt sich nicht eindimensional deuten, sie ist so facettenreich wie der Widerhall des Leidens Christi in der Geschichte der Passionsvertonungen, in der sie einen Höhepunkt bildet. Die Matthäuspassion entstand 1727 nach der Johannespassion, ein Punkt, über den in der Forschung auch wegen des höchst unterschiedlichen ...
Unauslotbare Tiefen
Früh wurde die „Matthäuspassion“ Johann Sebastian Bachs als „autonomes Kunstwerk“ interpretiert – dabei ist sie ein Werk christlicher Empathie. Von Barbara Stühlmeyer